NEWS von Dienstag, 02.12.2014

In memoriam: Wolfgang Kramer
Vier Jahrzehnte für den Trabrennsport


Ende 2013 hatten die Ärzte alle Hoffnungen aufgegeben. Doch Wolfgang Kramer hat an sich geglaubt, er hat gekämpft. Zwei Monate später schien er – gegen alle Prognosen – die Krebszellen besiegt zu haben.

Er schöpfte neue Kräfte,  übergab die „Elmenhorster Mühle“, das familieneigene Restaurant, in neue Hände, bezog in Waltrop gemeinsam mit Ehefrau Gabriele eine neue Wohnung und schmiedete Pläne für das Jahr 2014. Die Energie kam zurück, er setzte sich wieder in den Trainingssulky, fuhr zum Traber-Derby, besuchte sogar die Spiele seines geliebten BVB. Dann kam der Krebs zurück. Schlimmer als je zuvor. Erneut stellte sich Wolfgang Kramer der Herausforderung. Doch diesen Kampf konnte er nicht mehr gewinnen.

Wolfgang Kramer war vier Jahrzehnte lang aktiv als Besitzer, Züchter und Amateurfahrer.


Einen Monat ist es nun her, dass der Tod des passionierten Amateurfahrers die Zeit für einen kurzen Moment angehalten hat. Wolfgang Kramer hat Spuren hinterlassen. Leise hat er mit 68 Jahren die Welt verlassen. So war es seine Art. Er hat nie Aufhebens um seine Person gemacht, selbst bei  Erfolgen blieb er stets bescheiden. Er war geerdet, wollte mit seinen Trabern vor allem Spaß haben. Sie waren ihm vier Jahrzehnte lang ein wertvoller Ausgleich für den harten Berufsalltag.

Was Wolfgang Kramer angepackt hat, das hat er mit Leib und Seele und mit voller Hingabe getan. So war es auch in der „Elmenhorster Mühle“, die er mit seiner Frau geführt und zu einer geschätzten  Adresse gemacht hat. Ein gutes Steak zu servieren, hat ihn deshalb befriedigt, weil es den Gästen geschmeckt hat. Ein Lob aus ihrem Munde hat ihn strahlen lassen. Nach innen hinein, doch wer ihn kennenlernen durfte, wusste, was es ihm bedeutet hat.

Tom Collins, Kuratom und Melisande
Auch als Besitzer war er äußerst geschätzt. Seinen Trainern hat er vertraut, ihnen nie Ratschläge gegeben. Als Dank bekam er unvergessene Triumphe zurück. Seit den 70er-Jahren ließ ihn die Liebe zu den schnellen Pferden nicht mehr los. Der große Heinz Wewering sorgte für die ersten Erfolgserlebnisse. Der vielfache Champion erinnert sich: „Wolfgang Kramer war ein sehr engagierter Besitzer, der später seine Pferde auch selbst vorbereitet hat. Er war eine ruhige Person und hatte im Pferdesport viel Fachverstand.“

Und Wolfgang Kramer hatte gute Pferde. Eines der ersten war Tom Collins. Ihm folgten Cracks wie Kuratom und Flying Hills. Letzterer brauchte einige Zeit, bis er sein Potenzial abrufen konnte. Sein Besitzer glaubte immer an ihn, das dankte ihm der kleine Fuchs. Das wohl beste Pferd war die Stute Melisande, die einst zur ersten Garde unter den Traberdamen zählte.

Sie war es auch, mit der Wolfgang Kramer als Züchter aktiv gewesen ist. Melisande brachte gute Alltagspferde wie Sweet Action, Mercury Columbus und Bon Ariane, die mit Bon Motion die nächste Generation brachte und für die Willi Rode als Trainer verantwortlich war. Sein letzter aktiver Traber war der Diamond Way-Sohn Tantalonhallovenus.

Mit dem Wallach endete das lange Kapitel eines großen Pferdemannes, der als Amateurfahrer rund 150 Rennen gewonnen hat. Die Gewinne seiner Traber summierten sich im Laufe der Zeit auf etwa eine Million DM, als Züchter stehen für ihn weit über 150.000 Euro zu Buche. Doch keine noch so beeindruckende Zahl wiegt die Lücke auf, die der Tod von Wolfgang Kramer gerissen hat.

Ralf Rudzynski