NEWS von Mittwoch, 06.09.2017

Vorschau - Sonntag, 10. September 2017
»St.Leger« mit dem »Derby«-Sieger

»64. Deutsches Traber-St.Leger« lässt kaum Wünsche offen –Tsunami Diamant trifft u. a. auf Portland – »Stutenderby«-Siegerin Motion Pure bei den Damen auf dem Prüfstand –Volles Programm mit dreizehn Rennen – Erster Trial zum »Preis des Winterfavoriten«

Fünf Wochen nach dem alles überstrahlenden Saisonhöhepunkt, dem »Deutschen Traber-Derby« in Berlin, treffen sich die besten deutschen Trabrennpferde des Geburtenjahrgangs 2014 am Sonntag in Gelsenkirchen. Neun Teilnehmer streiten sich im »St.Leger« um einen Platz auf der Siegerliste.

Das in Erinnerung an den mit acht Volltreffern erfolgreichsten »Leger«-Fahrer als »Rolf Dautzenberg-Memorial« gelaufene Rennen ist die Traditionsprüfung im GelsenTrabPark und wird trotz einiger bekanntermaßen turbulenter Jahre im deutschen Sulkysport seit 1954 ohne Unterbrechung ausgetragen. Gewonnen haben den von Beginn an über die Steher-Distanz entschiedenen Dreijährigen-Klassiker bspw. der unvergessene General November, der spätere »Prix d’Amérique«-Triumphator Abano As und der aufgrund gesundheitlicher Probleme viel zu früh aus dem Rennbetrieb ausgeschiedene Oscar Schindler Sl, dessen Rekordzeit von 1:15,1 / 2.600 Meter aus dem Jahre 2001 inzwischen drei Mal eingestellt, aber noch nicht unterboten wurde.

»Derby«-Sieger gewährt Revanche

Diesen Umstand ändern kann möglicherweise Tsunami Diamant (Robin Bakker), der nach seinem Überraschungssieg im »Buddenbrock-Rennen« bei seinem erst fünften Karriere-Start am ersten August-Sonntag den ganz großen Coup landete und das »Blaue Band« mit starkem Schlusseinsatz an sich riss. Trainer Paul Hagoort jedenfalls ist überzeugt von seinem Schützling und teilte in einem kurzen Telefon-Interview mit: »Das Pferd hat sich nach dem Derby gut erholt und zeigt gute Trainingsleistungen.« Die geforderte Steher-Distanz von 2.600 Metern sieht der niederländische Klasse-Trainer nicht als Problem an, ist aber naturgemäß wenig begeistert von der Starnummer ganz außen hinter dem Wagen. »Die Renntaktik ist somit offen, aber Tsunami Diamant kann sowohl von vorne als auch aus dem Feld heraus agieren«, wiegelt der 39-jährige ab.

Wie auch immer das Rennen sich entwickelt, wenn Hagoort und sein Fahrer Robin Bakker ihren ersten »St.Leger«-Sieg einfahren wollen, müssen sie Portland aus dem ruhmreichen Stall von Marion Jauß hinter sich lassen. Der auf dem Gestüt Neritz in Schleswig-Holstein von Dirk Hafer vorbereitete Fuchshengst war nach einem überzeugenden Vorlauf-Erfolg als Favorit in das »Derby«-Finale gegangen, scheiterte dort allerdings unglücklich. Nach einem Rennen außen hinter dem dieses Mal nicht engagierten Mister Ed Heldia, setzte der Ganymede-Sohn zu Beginn des Zieleinlaufs in starker Haltung zur Schlussattacke an, machte dabei jedoch einen Schlenker nach innen, kollidierte mit seinem nicht mehr steigerungsfähigen Führpferd und sprang zum Entsetzen zahlreicher Wetter an. Vielleicht aufgrund dieses Fauxpas nimmt am Sonntag der belgische Weltklasse-Fahrer Jos Verbeeck den Platz von Roland Hülskath im Sulky des Top-Herausforderers ein.

Tsunami Diamant (Robin Bakker) will nach dem »Derby«-Sieg den Status als Jahrgangsprimus festigen - Foto: © by Foto-Agentur Sabine Sexauer

Hinter dem Favoriten-Duo meldet der überraschende »Derby«-Dritte Ganyboy (Thorsten Tietz) selbstverständlich erneut Ansprüche auf einen Stockerl-Platz an. Der Gast aus Berlin wird sich allerdings erneut strecken müssen, insbesondere wenn Mac Smily die Bestform zur Hand hat. Der zum Preis von stattlichen 2.500 Euro nachgenannte Lasbeker galt nach seinem Sieg im »Adbell Toddington-Rennen« bei vielen als erster Anwärter auf das »Blaue Band«, konnte am Tag X aber nicht voll abliefern und musste letztlich mit einem guten Ehrenplatz im Trostlauf zufrieden sein. Nach einem weiteren dritten Rang in einem internationalen Dreijährigen-Vergleich in Dänemark mit Rekord-Champion Heinz Wewering wird der Brioni-Sohn in der Feldmark wieder von Trainer Christian Lindhardt gesteuert.

»Goldhelm« Michael Nimczyk setzt im »St.Leger« auf TomNJerry Diamant, der nach einem Vorlauf-Sieg zu hohen Odds im Finale des »Deutschen Traber-Derbys« nicht glatt um den Kurs kam, für eine eventuelle Überraschung aber wohl eher in Betracht kommt als Stallgefährte Mc Arthur (Michael Larsen). Trial-Sieger Glaedar (Kornelius Kluth), Nordmann (Rob de Vlieger) und Napster (Thomas Kornau) gehen mit Platzgeldchancen auf die Reise.

20.000 Euro auch für die Stuten

Wie bereits im vergangenen Jahr wird zum Lauf für die Hengste und Wallache auch ein »Stuten-St.Leger« angeboten, das nicht nur über die selbe 2.600 Meter-Distanz führt, sondern mit insgesamt 20.000 Euro auch eine identische Dotation aufweist.

Das zu schlagende Pferd bei den Damen ist selbstverständlich die amtierende »Stutenderby«-Siegerin Motion Pure, die wie ihr Stallgefährte Mac Smily für dieses Rennen nachgenannt wurde und anstelle von Heinz Wewering Trainer Christian Lindhardt hinter sich weis. Anders ist allerdings die Ausgangsposition der kleinen Kämpferin, die mit der »10« in der zweiten Reihe wesentlich schlechter positioniert ist als ihr Reisepartner mit der »5«. Negativ ins Gewicht fällt zudem das letzte Engagement in Kopenhagen, wo die Muscle Hill-Tochter im ersten Bogen von den Beinen geriet und dem Feld anschließend nur noch hinterherlief.

Heinz Wewering wird dieses Mal nicht im Sulky von Motion Pure sitzen - Foto: © by Foto-Agentur Sabine Sexauer

Die Gegner von Motion Pure dürfen sich also Chancen ausrechnen. Allen voran Himoko Greenwood, die das Schicksal des Startplatzes in der zweiten Reihe teilt, als Speedpferd jedoch ohnehin aus dem Hintertreffen agieren dürfte und mit dem als Vertreter für Coach Hugo Langeweg engagierten Robin Bakker einen mit allen Wassern gewaschenen »catch driver« an den Leinen hat. Verläuft das heutige Rennen insgesamt flotter als das von  der letztlich drittplatzierten Tijuana Diamant (Michael Nimczyk) an der Spitze zwischenzeitlich auf 1:20er-Tempo gedrosselte »Stutenderby«, könnte die vom gewinnreichsten französischen Traber aller Zeiten, Timoko, abstammende Stute brandgefährlich werden und statt mit Rang vier mit dem Sieg nach Holland zurückfahren.

Weitere interessante Namen des elfköpfigen Starterfeldes sind die wie Tijuana Diamant aus dem Erfolgsstall des Mariendorfer Rennbahn-Chefs Ulrich Mommert kommende Honesty Newport (Michael Larsen) und die nach dem Debüt im »Winterfavoriten« des vergangenen Jahres erstmals wieder von Roland Hülskath pilotierte Hazel Newport, aber auch C’est La Vie C (Stefan Schoonhoven) darf man nach dem feinen Erfolg im B-Finale des »Arthur Knauer-Rennens« nicht voreilig abschreiben.

Youngster stellen sich vor

Insgesamt werden beim einzigen September-Renntag im GelsenTrabPark ab 13.20 Uhr dreizehn größtenteils vollgepackte und interessant besetzte Prüfungen ausgetragen (zwei Viererwetten und V5 mit jeweils 5.000 Euro-Garantieauszahlung), darunter der mit 8.000 Euro dotierte erste Trial zum »Preis des Winterfavoriten« für die zweijährigen Talente. Fünf Hengste und zwei Stuten bestreiten hier auf der Mitteldistanz ihren ersten Wettkampf.