NEWS von Montag, 27.04.2015

Hollys Boy geht in Rente:
Vom Heißsporn zum Großverdiener

Am 12. April endete in Gelsenkirchen eine Ära. Hollys Boy ging im stolzen Alter von 14 Jahren zum letzten Mal an den Start. In den zwölf Jahren seiner aktiven Laufbahn gewann der Wallach unglaubliche 65 Rennen und hat für seinen Besitzer Peter Erwig knapp 215.000 Euro eingespielt.

Thomas Panschow, Peter und Susanne Erwig, Sabrina Lallensack und Michaela Schaffrath bei der Siegerehrung zum ELE Super-Cup am 16. Juli 2006. Foto: Sexauer

Der ist mächtig stolz auf Hollys Boy und verordnet ihm deshalb ab sofort ein ruhiges Leben auf seiner Koppel in Frechen, wo er sich fortan ganz auf das Toben mit seinen Gefährten Howards End und Spoonful konzentrieren kann. Der Landwirt Peter Erwig gewährt ihm hier, zusammen mit aktuell noch sieben anderen Pferden, für den Rest seines Lebens Kost und Logis. „Früher hatten meine Frau Susanne und ich bis zu 44 Pferde auf dem Hof. Schon mein Vater hat kurz nach dem Krieg damit angefangen Traber zu züchten“, erinnert sich der 61-Jährige, der mit dem einstigen Derby-Dritten Howards End noch einen weiteren Großverdiener selbst gezogen hat, darüber hinaus viele weitere Spitzenpferde sein eigen nannte und auch heute noch nennt.

„Hollys Boy verriet bereits als junges Pferd großes Talent, ging aber erst ein Jahr später erstmals an den Start. Zu Beginn seiner Laufbahn war er ziemlich heftig, sprang unter anderem in seinem Derbyvorlauf im letzten Bogen unter Druck an“, erinnert sich Peter Erwig und ergänzt mit ein bisschen Wehmut: „Wer weiß, wenn er bis in den Einlauf durchgehalten hätte, wäre vielleicht schon damals mehr drin gewesen.“

Die entscheidende Wende in der Vita von Hollys Boy kam mit einem Start in Recklinghausen. Amateur Frank Eickmann hatte sich angeboten, dem Heißsporn die Flausen auszutreiben und gewann mit ihm prompt ein Rennen auf der Hillerheide. Danach zeigte er sich - auch weil Susanne Erwig ihr homöopathisches Wissen einsetzte - deutlich entspannter und legte in den folgenden Jahren erst so richtig los.

Vierjährig gelangen ihm neun Siege in Folge, danach gewann er gleich zweimal sechs Prüfungen hintereinander. In diesem Jahr landete er auch seinen ersten ganz großen Coup, als er mit Frank Eickmann die Deutsche Amateurmeisterschaft in Hamburg für sich entscheiden konnte. Bei Peter Erwig hat sich indes ein anderer Sieg aus 2006 ins Gedächtnis eingegraben. „Ich war tief beeindruckt, als Hollys Boy im Rahmen des Gelsenkirchener Elite-Meetings ein Rennen der Europagruppe 2 mit durchschlagendem Speed gewann und das trotz Startplatz elf.“

Verdiente Hollys Boy in diesem Jahr knapp 50.000 Euro, waren es 2007 sogar annähernd 54.000 Euro. Verantwortlich dafür waren unter anderem ein zweiter Rang in der Breeders Crown und der Sieg im Finale zum Deutschen Traberzirkel für Fünf- und Sechsjährige in Dinslaken. In Gelsenkirchen machte Hollys Boy ein Jahr später erneut auf sich aufmerksam, als er im Bild-Pokal Rang zwei hinter Gustav Diamant belegte. Diese Leistung konnte er an einem 1. Mai zwar nicht mehr toppen, mit zwei vierten und einem fünften Rang in den Folgejahren verkaufte er sich gegen Top-Pferde allerdings äußerst achtbar. Auch im Ausland schlug er sich mehr als einmal tapfer. Jetzt hat der Wallach endgültig frei.

Philipp Stark für GelsentrabPR